Bei den Staphylokokken handelt es sich um grampositive Kugelbakterien, die in unregelmäßigen Haufen gelagert sind. Sie kommen physiologisch auf Haut und Schleimhäuten von Mensch und Tier vor. Im Prinzip lassen sich zwei Gruppen voneinander abgrenzen: der humanpathogene Staphylococcus aureus und der normalerweise zur physiologischen Flora gehörige S. epidermidis. S. aureus zeigt neben der goldgelben Kolonienfarbe häufig auch Hämolyse.
Grampositive Haufenkokken | Der goldgelbe S. aureus mit Hämolyse und der weiße S. epidermidis |
Zellwand gebunden | extrazellulär |
- Protein A | - Koagulase |
- Fibrinogenrezeptor | - DNase |
- Fibronektinrezeptor | - Staphylokinase |
- Sialoproteinrezeptor | - Hyaluronidase |
- Kollagenrezeptor | _________________ |
- Hämolysine | |
- Leukozidine | |
- Enterotoxine | |
- exfoliative Toxine | |
- Toxic shock syndrom toxin |
Staphylococcus aureus ist der wesentliche humanpathogene Erreger unter den Staphylokokken. Die von ihm verursachten Krankheitsbilder lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen:
Bei den Infektionen entsteht die Symptomatik durch die Anwesenheit des Erregers und seine zellwandgebundenen Virulenzfaktoren und sezernierten Enzyme. Bei den Erkrankungen, bei denen er nicht am Infektionsort sein muss, ist die Symptomatik auf sezernierte Toxine zurückzuführen.
Zellwandgebundene Virulenzfaktoren sind u.a. das Protein A, welches IgG-Moleküle am Fc-Teil bindet. Man nimmt an, dass dieser Überzug die Staphylokokken vor der Erkennung durch das Immunsystem schützt. Andere zellwandständige Proteine sind ein Fibronektinrezeptor, ein Fibrinogenrezeptor und ein Sialoproteinrezeptor. Diese Proteine werden in der Pathogenese verschiedener Erkrankungen benötigt (Fibrinogenrezeptor: z.B. Wundinfektionen, Endokarditis; Sialoproteinrezeptor: Osteomyelitis).
Der sezernierten Koagulase, die eine Thrombin-ähnliche Wirkung hat und zur Polymerisierung von Fibrinogen zu Fibrin führt, wird eine Funktion bei der Abgrenzung des Infektionsortes gegenüber der Umgebung und damit dem Immunsystem zugeschrieben. Die Staphylokinase, die das Fibrin wieder auflöst, wird erst produziert, wenn eine bestimmte Zelldichte erreicht ist, also die Nährstoffe knapp werden und eine Ausbreitung des Erregers möglicherweise vorteilhaft ist.
- Wundinfektionen | - Furunkel/Karbunkel |
- Abszesse | - Empyeme |
- Osteomyelitis | - Impetigo |
- Pneumonie | - Nahrungsmittelintoxikation |
- Exfoliative Dermatitis | - Toxisches Schock Syndrom |
Im Gegensatz treten die Erreger bei den toxinbedingten Erkrankungen üblicherweise nicht am Ort der Symptomatik auf. Wichtige toxinbedingte Erkrankungen sind:
Toxin | Erkrankung |
Enterotoxine A-E | Lebensmittelintoxikation |
exfoliative Toxine A und B (diese sind Proteasen) |
exfoliative Dermatitis |
toxisches Schock-Syndrom-Toxin (dies ist ein Superantigen) |
Toxisches Schock-Syndrom |
Die Enterotoxine werden typischerweise von S. aureus gebildet, während es sich in kontaminierten Lebensmitteln vermehrt. Bei Wiedererhitzen der Lebensmittel könne die Toxine intakt bleiben. Die Aufnahme der Toxine reicht aus, um Diarrhoe und Erbrechen zu verursachen. Da nur die aufgenommenen Toxine wirksam sind, ist die Dauer der Erkrankung durch ihre (forcierte) Ausscheidung limitiert.
Die exfoliativen Toxine (ETA und ETB) verursachen eine Spaltung der Haut im Bereich des Stratum corneum und führen dadurch zur Bildung von Blasen. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, betrifft aber meist Kinder unter 5 Jahren.
Das "toxic-shock-Syndrom" ist in seiner klassischen Form mit der Benutzung von Tampons assoziiert. Dabei produzieren entsprechende S.-aureus-Stämme das Toxin intravaginal, die Wirkungen ("sinnlose" Aktivierung von T-Zellen, Erweiterung peripherer Gefäße) werden aber von zirkulierendem Toxin verursacht.
S.epidermidis Gruppe | S.saprophyticus |
- verschiedene Spezies | - Harnwegsinfektionen |
- Hautflora | |
- Infektionen von Plastik |
Neben dem koagulaseproduzierenden S. aureus gibt es eine Reihe von Staphylokokkenspezies, die dieses Enzym nicht produzieren, deshalb Koagulase-negative Staphylokokken. Viele der zu dieser Gruppe gehörenden Bakterien besiedeln die Haut verschiedener Tiere. Wichtigster Vertreter beim Menschen ist S. epidermidis. Andere, beim Menschen normal vorkommende Staphylokokken sind S. hominis, S. haemolyticus und S. capitis. Krankheiten verursacht insbesondere S. epidermidis durch seine ausgeprägte Fähigkeit, Kunststoffmaterialien wie Katheter, künstliche Linsen, künstliche Herzklappen und andere Endoprothesen zu kolonisieren. Dabei bildet sich ein Biofilm auf der Oberfläche dieser Materialien, in denen die Bakterien nur schwer von Antibiotika und dem Immunsystem erreichbar sind.
Abgegrenzt werden muss S. saprophyticus, der Harnwegsinfektionen bei jungen Frauen verursacht. Im Alter zwischen ca. 15-30 Jahren ist er der zweithäufigste Erreger dieser Infektionen. Typischerweise haben die Patientinnen keine Vorschädigungen des Harntraktes. Häufig besteht ein zeitlicher Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr.
Die Abgrenzung von koagulasenegativen Staphylokokken von S. aureus kann also mit der Koagulasereaktion erfolgen. Da diese aber eine längere Zeit benötigt, verwendet man in Routinediagnostik meist den Nachweis des Fibrinogenrezeptors, der ebenfalls typisch für S. aureus ist. Dabei wird Plasma mit Bakterien verrieben, kommt es zu einer Verklumpung, handelt es sich um S. aureus, bei Koagulase-negativen Staphylokokken bleibt die Verklumpung aus. |
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Die meisten Staphylokokken produzieren eine ß-Laktamase, die Penicillin G und andere gegen das Enzym empfindliche Penicilline (z.B. Ampicillin, Piperacillin) unwirksam macht. Therapie der Wahl ist deshalb ein penicillinasefestes Penicillin, wie es z.B. das Oxacillin darstellt. Andere penicillinasefeste Penicilline sind Cloxacillin, Dicloxacillin und Flucloxacillin. Alle diese sind nur zur Therapie von Staphylokokkeninfektionen geeignet. Alternativ kommen auch Cephalosporine, z.B. Cefazolin, Cefuroxim oder Cefotiam in Frage, nicht optimal sind allerdings die neueren Cefotaxim, Ceftazidim oder Cetriaxon.
Als Alternativen stehen z.B. Erythromycin und Clindamycin zur Verfügung. Bei Staphylokokkenstämmen, die auch gegen die penicillinasefesten Penicilline und die Cephalosporine resistent sind, den sog. MRSA, wirkt häufig nur noch Vancomycin.