Bei dem Genus Chlamydia handelt es sich um Bakterien mit einem besonderen Lebensstil. Im Gegensatz zu vielen anderen Bakterien sind sie für ihre Vermehrung auf lebende Zellen angewiesen. Die hat ihnen die falsche, heute nicht mehr verwendete Bezeichnung "große Viren" eingebracht. Da sie DNS und RNS besitzen, sind sie aber sicher den Bakterien zuzuordnen. Bisher hat man angenommen, dass die Chlamydien von der Zelle ATP beziehen, dies ist aber neuerdings in Frage gestellt worden.
Hervorzuheben ist aber ein besonderer Lebenszyklus. Es kommen außerhalb der eukaryoten Zelle nicht vermehrungsfähige, relativ umweltresistente Formen (die sog. Elementarkörperchen) und vermehrungsfähige, intrazelluläre Formen (die Initial- oder Retikularkörperchen) vor. Die Elementarkörperchen sind deshalb die infektöse Form, die allerdings, da ihnen Stoffwecheselaktivität fehlt, gegen Antibiotika resistent ist. Die intrazellulären Retikularkörper sind demgegenüber vermehrungsfähig und sensibel gegen Antibiotika.
Chlamydien-Zyklus. Die Elementarkörperchen (blau) kommen in Kontakt zu einer Zelle, induzieren ihre Aufnahme (induzierte Phagozytose) und erscheinen im Phagosom. Dort differenzieren sie sich zu Retikularkörperchen (Initialkörperchen), die sich vermehren. Schließlich erfolgt eine Rückdifferenzierung zu infektiösen Elementarkörperchen und deren Freisetzung.
Wegen der intrazellulären Lage der Retikularkörperchen können die Bakterien aber nicht von jedem Antibiotikum erreichet werden, denn ß-Laktam-Antibiotika und Aminoglycoside erzielen intrazellulär keine wirksamen Spiegel. Chlamydien müssen deshalb mit Tetracyclinen oder Makroliden (z.B. Erythromycin) therapiert werden. Auch mit Chinolonen ist eine Therapie möglich, obwohl diese Medikamente nicht Mittel der ersten Wahl sind.
Infektionen mit Chlamydien betreffen die Augen (Konjunktivitis), die Lungen und den Genitaltrakt. Sie stellen die häufigste sexuell übertragene Infektion dar. Bemerkenswert ist, dass sie weitgehende pathologische Veränderungen nur bei chronischer Infektion bzw. nach häufigen Reinfekionen verursachen. So verläuft die erste Konjunktivitis mit C. trachomatis ohne weitere Folgen, erst die Reinfektionen führen zu den Vernarbungen der Konjunktiven und als deren Folge zu Hornhautschäden. Ebenso verläuft die erste Genitalinfektion üblicherweise folgenlos, erst nach Mehrfachinfektionen steigt das Risiko eines Tubarverschlusses mit nachfolgender Sterilität.
Species | Serogruppe | Erkrankungen |
---|---|---|
Chlamydia trachomatis | A-C | Konjunktivitis, Trachom |
D-K | Genitalinfektionen (Urethritis, Zervizitis), Konjunktivits bei Neugeborenen |
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L1-L3 | Lymphogranuloma venereum | |
Chlamydia psittaci | Psittakose (Ornithose) | |
Chlamydia pneumoniae | Pneumonien koronare Herzkrankheit? |
Die Erkrankungen hängen also nicht nur von den Spezies ab, sondern auch von den Serogruppen. Nur bei Neugeborenen kann es bei Infektion während der Geburt mit C. trachomatis A-C neben einer Konjuktivitis auch zu einer Pneumonie kommen. Die Bedeutung von C. pneumoniae bei der KHK ist umstritten.
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